Chobe River – Botswanas Elefantenparadies

Chobe River und Sambesi, der Norden Botswanas steht ganz klar unter dem Einfluss des Wassers. Die Vegetation schießt buchstäblich ins Kraut und schafft ein Paradies für die sympathischsten Dickhäuter der Welt: Elefanten.

Bereits vor 12 Jahren hat mich der Elefantenreichtum Botswanas, genauer gesagt des Chobe Nationalpark, aus den Socken gehauen. Noch nie hatte ich so viele Dickhäuter gesehen, nicht einmal im Fernsehen. Unvergessen für mich ist die Fahrt auf dem Chobe River in den Sonnenuntergang, bei der man die Tiere hautnah und auch in Verbindung mit ihrem liebsten Element, dem Wasser, beobachten konnte.

Selbstredend, dass ich diese bzw. eine ähnliche Begegnung gern noch einmal erleben wollte. Außerdem bietet Kasane, der am Chobe Park gelegene Hauptort, gute Möglichkeiten nach Simbabwe, zu den Viktoriafällen reisen zu können. Nur das Wetter, sprich das diffuse Licht spielte nicht so wirklich mit. Egal, machen wir das Beste draus :-)

Die Game Drives im Chobe NP, sprich das Ausschauhalten nach Tieren, fördern am Morgen nicht allzu viel zu Tage. Obendrein ist es Regenzeit. Die Tage starten wolkenverhangen, das Licht ist eher diffus und auch die Tiere gehen es gemächlich an. In der Ferne grasen ein paar Hippos, während sich direkt am Ufer des Chobe River ein paar Fischadler um die Karkasse eines Welses streiten. Besagte Fische sieht man morgens in den Lachen des Flusses, wenn sie den Schlamm nach Fressbarem durchpflügen.

Es dauert nicht lange und die Fischadler sind von Hammerköpfen, einer dunkelbraunen, ebenfalls auf die Fischkarkasse spechtenden Vogelspezies, umringt. Alle stoben auseinander, denn ein Schreiseeadler kündigt sich an. Jetzt knabbert dieser wesentlich größere Vogel am Kadaver weiter, während alle anderen neidisch zuschauen müssen. Die im nahen Baum weilenden Paviane juckt das alles nicht. Mit Hingabe befreien sie sich gegenseitig von Parasiten und beäugen mich neugierig.

Der Nationalpark erwacht. Die bunten Bienenfresser sitzen auf Ästen und warten auf vorbei fliegende Insekten, während zu meinen Füssen Perlhühner die Wiesen nach Fressbarem durchsuchen. Eine Familie Warzenschweine, schreckt vom Schlammbad wiederkehrend, jene Vögel auf, welche gackernd im Dickicht verschwinden. Beim Fahren durch den Park begegnet man entlang der Wege dem Rotschnabeltoko, einem Vogel der mit seinem Laut pflichtbewusst alle anwesenden Tiere vor meiner heran nahenden Karosse warnt.

Die im hinteren Teil des Parks rastenden Heerscharen von Impalas stört meine Anwesenheit überhaupt nicht. Die Jungen sind vor kurzem auf die Welt gekommen. Vor meinen Augen knüpfen sie Bande zu anderen Artgenossen, springen, hüpfen und probieren sich aus, während direkt auf dem vor mir liegenden Weg zwei Impala-Böcke zum gehörnten Gefecht blasen. Wolken hin oder her, die Hitze dringt hindurch. Viele Tiere, so auch Giraffen, verbringen diese Tageszeit unter Schatten spendenden Bäumen.

Rumrasen bringt absolut keine Punkte. Sobald man über 20km/h fährt hauen die Tiere vor dem Auto ab; man versetzt sie in Panik, was bei Giraffen zusätzlichen Zündstoff birgt, denn stolpert einer dieser Leuchttürme der Savanne dann droht die Gefahr eines Knochenbruchs, was den Tod bedeutet.

Am Morgen und am Vormittag sind weit und breit keine Elefanten zu sehen. Auf der Suche nach den Dickhäutern treffe ich auf ein paar im Busch lebende Soldaten. Fotografieren darf ich sie und das Camp nicht, das Gespräch aber ist interessant. Ihre bewaffnete Anwesenheit gilt Wilderern.

Die geballte Elefantenmasse für die der Chobe Nationalpark berühmt ist kommt meist immer gegen Abend zum Fluss um sich dort mit Wasser zu versorgen und Badespaß zu frönen. Es ist später Nachmittag und allmählich tut sich etwas im Busch. Eine Herde von ca. 25 Tieren stapft durch die Bäume. Mittendrin ein Elefantenbaby, das sich sichtlich für meinen Jeep interessiert.

Die halbstarken männlichen Tiere aber kommen auf mich zu und machen unmissverständlich klar, dass ich mich zu entfernen habe. Es gibt nur zwei Tiere die einem Auto gefährlich werden können: Büffel und Elefanten. Ergo lege ich den Rückwärtsgang ein, denn Vollkasko heißt ja nicht automatisch diese auch in Anspruch nehmen zu müssen.

Beim Abrücken von der einen Elefantenherde sehe ich in der Ferne eine zweite. Es ist ein majestätischer Anblick den gigantischen Leitbullen mit seinen riesigen Ohren fächelnd im Schatten eines Baumes stehen zu sehen. Seine Schultern müssen wohl an der 4 Meter Marke kratzen; eine seltene aber durchaus mögliche Höhe.

Die Haut dieser beeindruckenden Tiere ist im Chobe oft rotbräunlich, des regelmäßigen Schlammbades wegen. Zu 100% scharf ist das Foto dieser Szene nicht. Zum einen der 600mm Brennweite wegen, zum anderen wegen Mirage, dem englischen Begriff für das Hitzeflimmern der Luft, welches aber unweigerlich zu Afrika, zum Leben der Dickhäuter und damit auch zu diesem Foto gehört. Ich muss also mit 99% leben.

Leider wird mir erst nach meiner Abreise bewusst, dass der abendliche Sun Downer Boat Cruise so gesehen die beste Möglichkeit bietet die Tiere hautnah sehen zu dürfen. Ergo hätte ich dieses, für viele Leute eher ein Besäufnis bedeutendes Touriding wohl doch besser machen sollen. Egal. Am nächsten Morgen wache ich noch vor der Sonne auf, registriere mich am Tor des Nationalparks für die kostenfreie Durchfahrt und setze mich gen Caprivi-Streifen, sprich namibische Grenze in Marsch.

Auf der Hälfte der Strecke zum Grenzübergang Ngoma sehe ich in der Ferne etwas großes Graues auf dem Asphalt liegen. Ich bin der Zweite vor Ort. Ein Elefantenbulle hat es nicht mehr geschafft, ist auf der Straße verendet. Es war kein Unfall und auch keine Wilderei, sondern das den Dickhäutern inne wohnende schwache Herz.

Auch für Afrikaner ist das kein alltägliches Bild. Sie steigen aus, staunen und schießen, so wie es ihnen die westliche egozentrische Welt vorlebte, mit ihren Smartphones Selfies. Keiner von ihnen bemerkt den unweit im Gras spazierenden (eigentlich jagenden) Hornraben, einen mittlerweile äußerst selten gewordenen Vogel.

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