Die Kraterseen des Kelimutu

Die verschiedenfarbigen Kraterseen des Kelimutu Vulkans sind das wohl größte touristische Highlight der indonesischen Insel Flores. Um dorthin zu gelangen, ist vor allem in der Nebensaison ein wenig Improvisationstalent gefragt. Egal ob man seinen Weg in Ende, Maumere oder Moni startet, Fremde sind auf Flores mehr als gern gesehen; ihnen zu helfen ist Herzenssache.
Mit Tonnen von Bargeld in den Taschen ging es auf den letzten Drücker von Bali nach Ende. Eigentlich war die Merpati-Maschine schon weg, das lachende Cash des weißen Mannes muß den Piloten wohl aber von der Rollbahn zurückgelockt haben. Von den anderen Passagieren neugierig beäugt, war die erste Frage wo man denn herkomme. “Germany”, sagte meiner einer dann immer, was die Gegenseite zu einem sofortigen “Ah, Dschjermahn! Mischael Ballack!” hinriss. Wie Fußball doch verbinden kann…

Kurz vor Sonnenuntergang, und 17:00 Uhr ist eine solche Zeit, kommt man schon schwieriger von A nach B. Glücklicherweise fand sich ein privater Fahrer, der für 100.000 Rupien Willens war mich von Ende nach Moni zu kutschieren. Es mögen nur lächerliche 50 Kilometer sein, man ist auf der kurvigen Strecke allerdings gute 2 Stunden unterwegs. Von allen Sunda-Inseln ist Flores mit am schönsten. Seine dramatische, durch Vulkane geprägte Topographie ist durch und durch bewaldet. Es ist ein Hochgenuss durch dichte Bambus-Haine oder aber Bananenbaumwälder zu wandern.

Gegen 04:00 Uhr klopft es an der Tür des Bungalows. Mein Fahrer ist eingetroffen und will mich samt Fotoequipment mit dem Ojek zum Gipfel des Kelimutu fahren. Es ist frisch, Tau liegt in der Luft. Für die Einheimischen ist es sogar saukalt, wie mir später berichtet wurde. Nach ungefähr einer halben Stunde am Parkplatz unterhalb des Gipfels angekommen, macht sich auch ein kleiner alter Mann mit auf dem Weg zum Inspiration Point. Der über den Seen lagernde Aussichtspunkt ist sozusagen das verbindende Element. Der Alte hat heißes Wasser, echten Kaffee und Tee mit im Gepäck, und vor allem zu humanen Preisen. Kurz nach 05:00 Uhr schickt die Sonne die ersten Strahlen über die in der Ferne thronenden Gipfel und das Farbenspiel startet. Es dauert ein wenig bis die Sonne die tief in ihren Kratern liegenden Seen erreicht. Erst ab circa 07:30 Uhr kann man die surreale Farbe des Wassers so richtig wahrnehmen. Beim dritten, etwas abseits liegenden Kratersee dauert es sogar noch länger bis die Sonne ihn erreicht.

Die Kraterwände sind unglaublich steil. Wer dort reinfällt, bekommt ein echtes Problem, denn eine Rettung ist eigentlich nur möglich insofern andere Menschen mit vor Ort sind. Das Wasser ist teilweise derart gesättigt an Mineralien, dass großflächige Flecken Schwefels mühelos auf ihm treiben können. Aus der Ferne wirkt das ein wenig wie Ozean und Landmasse en miniature. Die Morgende sind oft klar und eröffnen einem vom Kelimutu aus einen grandiosen Blick über das Land.

Die naturverbundene Seele der Insel macht sich natürlich auch beim Übernachten bemerkbar. Überall gucken einem freche Gekko-Augen zu; beim Essen, Duschen, Schlafen und natürlich auch beim Toilettengang. Das Essen auf Flores ist mit Abstand das Beste, was man in Indonesien bekommen kann. Man giert förmlich dem nächsten Nasi Soto Ayam entgegen. Und auch Meeresgetier gibt es superfrisch und zu erschwinglichen Preisen auf den Tisch. Die obligatorische Flasche Bintang-Bier darf dazu natürlich nicht fehlen. Apropos Bintang, meine Wirting benannte sich aus welchen Gründen auch immer kurzerhand nach genau jenem Bier. Ungeachtet des merkwürdigen Namens jedoch hat sie eine der besten Unterkünfte in Moni zu bieten.

Flores – Das sind schier endlos erscheinende, sich ewig windende Straßen, auf denen keine 100 Meter ohne Kurve vergehen. An diesen Adern leben einige der wohl authentischsten Menschen Indonesiens. Benzin scheint buchstäblich der Lebenssaft jener Adern zu sein, spielen sich doch an den Tankstellen unglaubliche Szenen in Sachen Warteschlange ab. Der kleine Minibus zurück von Moni, über Ende nach Ruteng braucht für die circa. 300 Kilometer gute 10 Stunden. Immer wieder taucht unvermittelt ein Ojek auf und der Fahrer muss derart hart abbremsen, dass er sogar einen Teilchenbeschleuniger zum Stehen bekommen könnte.

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