Pub Crawl Namibia

Im Norden Namibias, zwischen der riesigen Etosha-Salzpfanne und der Grenze zu Angola, reihen sich zwischen den Orten Oshakati, Oshikuku und Outapi dutzende Bars aneinander. Teils sind sie Produkt der Gegenwart, teils aber auch Zeuge des Unabhängigkeitskampfes von ehemals Deutsch-Südwestafrika, denn die im Zuge des südafrikanischen Grenzkriegs gekommenen Soldaten waren nicht anders als die Streitmächte heute, sie betranken sich gern und bespaßt zu werden stand auch auf dem Programm. Beiden Rollen wurden die zahlreichen Tavernen im Norden Namibias gerecht.

Gott ist das verwirrend hier. Ich stehe förmlich auf der Bremse. Überall sind Menschen auf den Straßen, die wild umher laufend meinen Weg kreuzen und der Typ vor mir muss wohl seine Bremsen eingetauscht haben irgendwie noch an einen letzten Tropfen Sprit zu kommen. Ob des Straßengewirrs hat mein Navi hat schon seit langem resigniert. Die Beschilderung ist mit dünn noch wohlwollend beschrieben. Gut so! Es heißt nach Gefühl fahren. Es heißt Improvisation und Sinne schärfen, denn dem aufmerksamen Beobachter verraten Menschenstrom und der Zustand der Straße ob er richtig liegt oder nicht, und so avancieren Schlaglöcher, entstanden ob der Frequentiertheit einer Route, zu meinem ganz persönlichen ultimativen Erklärbär.

Schlaglöcher und das unglaubliche Gewusel afrikanischer Wellblechsiedlungen hinter mir gelassen, fallen mir entlang der Straße diverse Bars und Pubs auf. Viele von ihnen tragen witzige Namen. Manche sind eine Ruine, andere wiederum sind in Betrieb. Auf meinem Weg zu den Epupa-Fällen mache ich an vielen Tavernen Station um sie zu porträtieren, in einige von ihnen kehre ich auch ein. Tränken mit Zapfanlagen sollte man allerdings meiden und immer nur Flaschenware bestellen, es sei denn man steht auf teils faules und der Fermentation anheimgefallenes Gebräu, das einem nicht nur profunden Durchfall beschert.

Noch viel verworrener als das Gewusel der Städte und Straßen ist Afrikas jüngere Geschichte, und nicht wenige der Bars im Norden Namibias sind ein einzigartiges Zeugnis dessen. Egal ob SWAPO, UNITA, PLAN oder die weißen Soldaten Südafrikas und egal ob Kapitalismus auf der einen oder aber Sozialismus afrikanischen Anstrichs auf der anderen Seite: die Bars zum Amüsement der jeweiligen Soldateska waren mittendrin statt nur dabei.

In den geschichtlichen sowie gesellschaftssystemischen Untiefen der afrikanischen Unabhängigkeitskriege will ich mich nicht verlieren, will sich diese Fotoserie nicht verlieren. Zum Glück gibt es Peter Scholl-Latour, dessen hochspannendes Buch „Mord am großen Fluss“ – ein Geschenk im wahrsten Sinne des Wortes von meinem besten Freund Peer – nicht nur die Wirren der Kongo-Krise aus subjektiver, und  dadurch authentisch erlebter Perspektive erzählt, sondern sich auch mit Südafrika, Namibia und Angola beschäftigt. Und siehe da, es waren die Portugiesen, die mit ihren Interventionen in Angola und Mozambique als blutigste Kolonialmacht in die Geschichte des schwarzen Kontinents eingingen.

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