Das Audioriver Wochenende 2010 – Wenn alle Dämme brechen…


Unter dem Strich

Anders als z.B. Global Gathering und Creamfields, ist das Audioriver nicht einfach nur ein Abklatsch britischer Festivalmarken, sondern ein authentisches Stück (polnischer) Jugendkultur. Seine Weltoffenheit, die gute Stimmung und natürlich auch die grandiosen Line-Ups ließen es schnell zu einem integralen Bestandteil der europäischen Musik- und Kulturlandschaft werden, was übrigens auch die Künstler so sehen.

Meine durchgehende Anwesenheit in den letzen Jahren und die Begeisterung in den Gesichtern der Freunde die ich mitnahm sind untrügliche Zeichen. Speziell die Gastfreundschaft und Toleranz der Besucher des Audiorivers sind eine Klasse für sich. Es erfüllt mich mit Freude am eigenen Leib erfahren zu dürfen, dass unsere Generation nicht nur in der Lage sondern vor allem auch Willens ist über die in der jüngeren europäischen Geschichte geschaffenen politischen Gräben zu springen. Außer Musik gibt es nicht sonderlich viele Antriebskräfte die dazu in der Lage sind.

Das Wörtchen LIVE hat heutzutage weniger Aussagekraft als noch vor 10 Jahren. Während damals ein Liveact oftmals eine quirlige und von diversen Gerätschaften geschwängerte Show mit einschloss, ist es heute meist nur der einer gewissen Stupidität nicht entbehrende, von mangelnder Interaktion geprägte, sture Blick auf das Display eines Notebooks. Das Audioriver überzeugte auch wieder mal in dieser Disziplin, denn alle gebuchten Musiker interagierten durch die Bank mit dem Publikum. Und wenn jener starre Blick aufs Notebook zum Einsatz kam, dann fügte er sich zumindest authentisch in den Gesamtkontext ein.

Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Die Stadt Płock bekommt mit dem Audioriver einen unglaublich erfolgreichen Besuchermagnet auf dem Silbertablett serviert. Der eigentlich recht überschaubare Werdegang des Festivals machte schon früh klar, dass ein derart fetter Käse nicht nur polnische Mäuse anlocken wird. Die Unterbringungssituation in Płock ist jedoch ist nach wie vor eine Katastrophe… Es kommen gerade Mal einige wenige hundert Gäste in Hotels und ähnlichem unter, was gemessen an der Einwohnerzahl von ca. ~130.000 Menschen und vor dem Hintergrund einer generellen touristischen Attraktivität wahrlich kläglich ist, denn der Rest kann sehen wo er bleibt. Obendrein ist jene geringe Bettenkapazität für das Audioriver-Wochenende mittlerweile bereits seit Januar ausgebucht.

Ok, es ist ein Festival und kein Kongress auf internationaler Ebene und sicherlich ist es schon lustig und eine Story für die Enkel, wenn man hinterher feststellt, ortsunkundig und total übermüdet im Vorgarten des örtlichen Segelvereins eingeschlafen zu sein. Die Zahl derer aber die sich ganz normale zivilisierte Verhältnisse wünschen, also Dinge wie Dusche, Klo und ein richtiges Bett, wird angesichts mangelnder Übernachtungsmöglichkeiten in einen relativ sauren Apfel beißen, weite Wege in Kauf nehmen oder aber Zuhause bleiben müssen. Ich persönlich möchte nicht jedes Mal aufs neue die Nacht durchmachen müssen, um dann total durchgeschwitzt den ersten Zug gen Berlin zu besteigen, nur um halbwegs so etwas wie ein “Dach” über dem Kopf und einen Schlafplatz zu haben. Ich will das Festival genießen und dazu gehört körperliches Wohl, sprich Schlaf, genauso dazu, wie die superben Line-Ups.

Płock, Du bekommst hier die Möglichkeit Deine Gastfreundschaft unter Beweis zu stellen UND ein für beide Seiten gutes Geschäft zu machen. Warum nimmst Du Deine Chancen in Form privater Initiative (Vermietung) nach wie vor nicht wahr?
Audioriver 2010 Festivalreport – benutzte Fotoausrüstung: Canon 1Ds Mark III, 16-35 f/2.8L II, 24-70 f/2.8L, 70-200 f/2.8L IS USM II, 85mm f/1.8 sowie Sigmas superbes 50mm f/1.4 EX

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