Fatehpur Sikri – Die Geisterstadt der Großmoguln

Lediglich eine Stunde Autofahrt vom weltberühmten Taj Mahal entfernt liegt ein Kleinod der indischen Geschichte. Die Stadt Fatehpur Sikri diente zwar nur von 1571 bis 1585, damit nur sehr kurz und vor langer Zeit als Hauptsitz des Großmoguls Akbar, die Gemächer und Bauten aber sind in einem Zustand als ob erst vor kurzem Wohnungsübergabe war. Ganz ohne Leben sind die heilige Stadt Fatehpur und der Königssitz Sikri nicht, denn zahlreiche Touristen mäandern heute über in roten Sandstein gesetzte Mosaike und weißen Marmor von höchster Qualität.

Für gewöhnlich starten die Guides ihren Rundgang in Sikri. Kaum das man den ersten großen Innenhof entgegen dem Uhrzeigersinn betreten hat, fällt einem sofort der reich verzierte Pool auf, in dessen Mitte diverse Tänze dargeboten wurden, während Großmogul Akbar samt Ministern dem Ganzen vom höher gelegenen und vorgelagerten Sitz des Pavillons Daulat Khana aus beiwohnte.

Die Tour führt weiter zum Rumi Sultana in dem Akbars türkisch-muslimische Frau residierte. Der eigentlich relativ kleine Bau ist gleichzeitig der mit den meisten in Stein gemeißelten Verzierungen. Alles, buchstäblich alles ist mit unglaublich feinen Strukturen oder aber detaillierten bildlichen Ornamenten versehen. Das dort einfallende Licht sorgte damals sicherlich für spannende Lichtreflexe in den hier gelagerten Juwelen. Nicht weit vom Rumi Sultana findet man an einer der Außenmauern angrenzend das Gerichtsgebäude Diwan-i-Am.

Zuvor jedoch stolpert man über einen großen steinernen Hocker der Zentrum des Pachisi Spiels war, eines Tanzspiels bei dem Sklavinnen zum Einsatz kamen. Ebenfalls als Teil des Pachisi-Hofs erscheint der dominierende, fünfstöckige, sich nach oben hin verjüngende und eigentlich eigenständige Pavillon Panch Mahal. Die 84 Säulen im Erdgeschoss sind übrigens alle verschiedenartig geschnitzt/gefertigt.

An den Pachisi-Hof schließt sich die Halle für öffentliche Anhörungen (Diwan-i-Khas) an. Von außen sieht es relativ schlicht aus, das Innere aber wird von einer massiven und reich verzierten Steinsäule geprägt. Die Linienführung dieses Gebäudes ist einfach nur wunderschön; ein Mekka für Liebhaber des Weitwinkels.

Vom hinteren Teil des Anwesens lässt sich ein Blick auf den 21 Meter hohen Elefantenturm Haran Minar erhaschen. Dieser ist von allen Seiten her mit Steinreplikaten von Stoßzähnen gespickt und thront über dem Grab von Akbars Lieblingselefanten, eines außergewöhnlich intelligenten Tieres, wie man sagt. Die von dort aus sichtbaren Ruinen gehören zum ehemaligen Hammam bzw. zur Karawanserei.

Der Weg führt weiter über das Schatzhaus, wo die wichtigsten Kostbarkeiten in in Stein gehauene Kanäle (Safes) eingelagert wurden. Kein Arm der Welt reichte bis an den Grund dieser, nur der Großmogul besaß ein Werkzeug mit dem man den Gegenstand vom Boden des Kanals nach oben befördern konnte.

Daran schließt sich der Garten für die Gemahlinnen an, welcher wiederum nicht weit vom Garten des Sommerhauses gelagert ist. Das Sommerhaus ist Teil des Jodh Bai Palastes, der logischerweise auch ein Winterhaus umfasst und dessen Eingang gleich nach dem Eintrittstor Sikris gelegen ist. Während das Sommerhaus luftig und kühl angelegt ist und gen Norden zeigt, besitzt das Winterhaus nach außen hin keine Fensterfront und absorbiert wandseitig die volle Sonnenenergie. Der Palast vereint klassisch indische Säulen mit islamischen Kuppeln und türkisblauen persischen Dächern.

Im Gegensatz zu Sikri ist der Eintritt zu Fatehpur frei. Hat man den Spießroutenlauf durch die fliegenden Händler überstanden, erschließt sich dem Auge eine großartige Moschee im rajputisch-persischen Baustil, dessen spirituelles Zentrum das weiße Marmormausoleum Scheich Salim Chishtis bildet. Betritt man von Sikri aus das Gelände, gelangt man durch das königliche Tor (Shahi Darwaza) auf das Anwesen. Benutzt man den Südeingang, betritt man die ehemalige Moschee durch das spektakuläre 54 Meter hohe Siegestor (Buland Darwaza).

Scheich Salim Chishti ist der Prophet, der Akbar die Geburt eines Sohnes und damit Erbnachfolgers vorhersagte. Auch heute noch pilgern Inder scharenweise zu diesem Mausoleum um ein zuvor erstandenes Tuch welcher Machart auch immer über das Grab zu werden, es mit Rosenblüten zu bestreuen und anschließend ein Band mit drei Wicklungen an einer der drei Türen zu befestigen; jede Wicklung symbolisiert einen Wunsch deiner Wahl.

Auf der Nordseite zwischen königlichem Tor und Mausoleum befindet sich der Friedhof auf dem sämtliche damalige Verwandte der Dynastie der Großmoguln beigesetzt wurden. Das unscheinbare Tor im Untergrund ist übrigens ein unterirdisch angelegter Fluchtweg der zum Fort nach Agra führte.

Mehr aus dieser Kategorie