Fidschi – Schmelztiegel der Südsee

Der Fidschi-Archipel ist der perfekte Schmelztiegel der Südsee. Seine 332 kleinen wie großen Inseln vereinen unglaublich charmant die Kultur Melanesiens und Polynesiens. Hinzu kommen koloniale Charakterzüge und natürlich auch die Einflüsse der von den Briten sesshaft gemachten Inder. An drei Orten wird diese Melange besonders interessant: in Levukas Altstadt, dem alten Machtzentrum auf der Insel Ovalau, sowie auf dem Markt von Suva, der neuen Hauptstadt Fidschis und auf Vanua Levu, der nördlichen großen Fidschi-Insel, wo der Naag Mandir, der Schlangentempel, indischer ist als Indien selbst.

Im Flieger von Tonga nach Suva lerne ich Rosie kennen, die mir prompt Unterschlupf anbietet und so sehr ich derartige Gastfreundschaft liebe und annehme, muss ich schweren Herzens ablehnen, denn auf mich wartet bereits das South Seas Private Hotel, eine Unterkunft, wie sie nicht kolonialer sein könnte: Ein spartanischer, stark von Einheimischen frequentierter Traum in Weiß und Blau, überall mit Deckenventilatoren ausgestattet. Von dort, einer Anhöhe oberhalb des Sportplatzes vor dem Regierungsviertel Suvas, starten meine Abstecher in die Hauptstadt Fidschis.

Als ich im Hotel ankomme, nehme ich ein sonores Brummen war, so, als ob in der Nachbarschaft ein Kühlaggregat laufen würde. Noch kann ich dieses Geräusch nicht zuordnen, aber als ich im Verlauf des Abends und meines ersten Ausflugs natürlich zuerst dem Naturhafen Suvas einen Besuch abstatte, hört bzw. sieht man die Ursache jenes Geräuschs. Es muss wohl die versammelte chinesische Fischfangflotte vor Anker gelegen haben, derart viele Seelenverkäufer „zieren“ die Meeresoberfläche in der Bucht des südlichen Viti Levus und alle Schiffe lassen ihre Dieselmotoren vor sich hin brabbeln. Eine beklemmende Szene, die ab und an von Heim kommenden oder hinaus fahrenden lokalen Fischerbooten – kleinen Nussschalen mit Außenbordern und Männern drin – aufgelockert wird.

Das Herz der Hauptstadt

Mein erster richtiger Tag auf Fidschi ist ein Samstag. Auf der Suche nach Frühstück verschlägt es mich in einen von Chinesen betriebenen und von Einheimischen stark frequentierten Imbiss. Ok, Hühnchen mit Fritten ziehe ich mir morgens um 7:00 nicht rein, aber es gibt Tee und belegte Brote. Ein Lächeln reicht und man kommt mit den Einheimischen ins Gespräch, so auch mit James, einem Cricketspieler des Nationalteams und weit gereistem Mann. Während wir schnattern hat das vorhin noch am Horizont sichtbare dicke Kreuzfahrtschiff bereits angelegt und die ersten Touris gehen von Bord.

Ja, es sind Touris, keine Reisenden, genauer gesagt US-Amerikaner, die hier im tropischen Inselparadies nichts weiter zu tun haben als sich erst einmal vom örtlichen McDonalds beglücken zu lassen. Widerlich, aber Fidschi bietet Fremden eben auch diese Art von Infrastruktur. Ist vielleicht auch besser so, sonst belügen sie nachher wieder die U.N. und marschieren ein, oder schicken Drohnen und töten einfach so ohne jegliche Legitimation Einheimische.

Das einzig gute am McDoof ist deren kostenlos und frei nutzbares WLAN, denn auf den südpazifischen Inseln ist Internet generell nicht billig. James, den ich witziger Weise an allen Tagen meines Suva-Aufenthalts zufällig treffe, gibt mir ein paar Tipps und hebt besonders den heutigen, samstäglichen Markt hervor, welcher sich rund um die Hallen vor der Hafeneinfahrt abspielt.

Von überall der Fidschi-Hauptinsel her angereist, bieten die Menschen ihre Waren an. Die Atmosphäre ist der pure Wahnsinn. Der Geruch frischer süßer Ananas strömt durch die dunklen schattigen Hallen, die ab und an vom gleißenden Sonnenlicht unterbrochen werden. Die Touris vom Kreuzfahrtschiff nehmen all das nicht wahr und rennen förmlich über den Markt. Nimmt man sich aber Zeit, kommt man überall in Kontakt, bekommt eine Kostprobe angeboten und speziell die Ananas hat’s mir angetan. So süß, so saftig, so aromatisch und vor allem am Baum gereift. Selbst die sonst holzige Mitte kann man mitessen. Ein Hochgenuss.

Außerhalb der Hallen ist der Fischmarkt zu finden. Auch dieser Ort ist ein Hochgenuss, ein optischer. Die farbenfrohen Fische der Südsee werden von emsig die Fliegen verscheuchenden Händlern bewacht. Alles was die See zum Leben hergibt, wird hier angeboten, vom Thunfisch, über Muscheln und Krabben bis hin zum Oktopus.

Die beste Ware geht gleich am frühen Morgen weg, wenn die Sonne noch nicht so stichelt. Viele Leute sind schüchtern, lächeln aber, und genau dieses Lächeln bricht das Eis zwischen mir, dem Fremden, der die lokale Sprache nicht spricht, aber dadurch dennoch einen authentischen Moment erleben darf.

Viele Leute bedanken sich anschließend für das von ihnen geschossene Foto. Eine für einen Westeuropäer nahezu undenkbare und sehr herzliche Geste angesichts der Tatsache selbst aus einem Land zu kommen, wo man mit vorwurfsvollen Blicken und von zur Faust geballten Gesichtern gesteinigt wird wenn man auch nur eine Kamera im Schlepptau hat. Hier in Deutschland fotografiere ich genau deswegen keine Menschen. Bin ich aber unterwegs, wird Fotografie genau zu dem was sie eigentlich ist, einem verbindenden Element zwischen Menschen und Kulturen.

Fidschi ist auch kulinarisch ein Schmelztiegel. Die von den Engländern der Zuckerohrwirtschaft wegen auf Fidschi angesiedelten Inder, bringen durch ihre Küche einen unglaublich köstlichen Schwung in das sonst eher wenig abwechslungsreiche Essen des Südpazifiks. Die Indo-Fidschianische Küche ist das Sinnbild der Vereinigung des Besten zweier Welten. Aber, jene Inder, genau genommen die Engländer, brachten auch Probleme ins Inselparadies.

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