Kljutschewskoi und Tolbatschik – Die Vulkangiganten des Nordens


Vom Wasser überrascht

Wir kannten das Spielchen ja bereits, sprich kaum haben wir Fuß auf die Südseite des Tolbatschiks gesetzt, nahm uns wieder das schlechte Wetter in Empfang. Die nächsten Tagen gestalteten sich aus einem Mix dichten Hochnebels, Sichtweiten teils unter 50 Meter, immer währendem Regen uns eiskaltem starken Wind – klimatisch ging also ein Lebenstraum in Erfüllung. Wenigstens bieten Hütten Schutz deren Inneres geprägt vom Fußschweiß mehrerer Generationen von Wanderern ist. Fotografisch derart lahm gelegt, freut man sich bereits über das Licht der Flamme des Gaskochers und beginnt detailliert den Siedevorgang von Teewasser zu dokumentieren. Zum Glück gab es am ersten Tag einen herrlichen Sonnenaufgang mit wunderschönen Farbverläufen am Firmament abzulichten.

Nichtsdestotrotz verlieh das regnerische Szenario mit seinen wieder einmal tief hängenden, manchmal fast strukturlosen Wolken speziell dem Toten Wald rund um die Schlackekegel am Südende des Tolbatschiks – wo 1975 die Erde auf 18km aufriss und ca. 3km³ Lava gefördert wurden – eine recht melancholische, geradezu suizidale und damit perfekte Lichtstimmung, die in der Ferne ab und zu den Blick auf den dampfenden Vulkan Kizimen frei gab. Die verschiedensten Rottöne der vulkanischen Landschaft, die bis hin zu tieferem Lila reichen, beeindrucken sehr.

Am Tolbatschik treffe ich Viktor, den Inspektor des Vulkannationalparks. Er ist oft allein und freut sich wenn Touristen bei ihm vorbeischauen. Besonders im Winter sei es hart, sagt er. Dann klettert er gern auf die Vulkane. Es sei zwar wesentlich kälter, aber gerade weil die steilen Flanken dann vereist sind und somit dem mörderischen Steinschlag Einhalt gebieten, sei es sicherer. Von dort oben bringt er in seinem Kopf Bilder von den Gipfeln und Bergformen mit und bannt diese, unten im Camp angelangt, auf Papier. Gern wird er Euch seine Werke zeigen.

Egal ob als Regen oder Schnee, die Schlechtwetterfront hat am Tolbatschik ordentlich Nässe hinterlassen. Wie bereits beim Aufenthalt an der Tolbatschik-Nordseite scheint der letzte Tag unserer Anwesenheit interessant zu werden denn mittlerweile reißt die Wolkendecke nach und nach ein wenig auf und bietet einen wunderbaren Mix aus Wolken und Sonne. Obendrein wird die Sonne so stark, dass sie sukzessive die kondensierte Feuchtigkeit aus dem Lava- und Ascheboden dampft; doch es ist Zeit zu gehen.

Der auf der Hinfahrt durchquerte kleine Bach ist jetzt ein tobender Fluss der mühelos große Baumstämme und Felsbrocken mit sich reißt. Fahrer Schenja und Nationalparkinspektor Viktor steigen aus und begutachten die Lage, eruieren wie wir mit dem Kamaz-Geländetruck furten können.

Selbst für dieses dreiachsige Ungetüm ist das bevorstehende Durchqueren alles andere als ungefährlich denn das Flussbett besteht aus vielen beweglichen großen und kleinen Steinen. Wir könnten im wahrsten Sinne des Wortes kentern (hier gibt’s ein Video von Marc Szeglat dazu)

Alle Wege führen nach Kosyrewsk

Es geht zurück nach Kosyrewsk, das kleine Dorf im Kamtschatka-Tal, wo wir unseren Geländetruck „aufmunitionieren“ und die Reise in den Süden antreten, zu den Vulkanen Mutnowski und Goreli. Dieser Reisebericht ist aber noch in der Entstehung. Hier gibt es die Reisereportage meines Reisegefährten und Kameramanns Marc Szeglat – Betreiber von www.vulkane.net – zu sehen.

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