Island – Elfen, Eishai und gekochte Erde
So oder so ähnlich würde wohl Hollywood die Etappen meines isländischen Roadmovies betiteln. Am Ende einer Reise auf einer Insel, die sich wie zu Zeiten der Schöpfung präsentiert, standen gut 3800 zurückgelegte Kilometer und viel Gesehenes auf der Uhr. Für manche Menschen mag Island zunächst irgendwie nach einer arktisch kalten Insel mit ganzjährigem Glühweinausschank klingen. Weit gefehlt. Ich hatte das Glück Wetter, Frühling und Mitternachtssonne auf meiner Seite zu haben; wichtige Zutaten für ein fotodokumentarisches Portrait, um diesen weltweit einzigartigen Flecken Erde, an der Nahtstelle zwischen amerikanischer und eurasischer Kontinentalplatte, zwischen Nordatlantik und Arktischem Ozean, ins rechte Licht zu setzen.
In Vik liefen schon die Übungen für den Ernstfall. So wie es aussieht, wird wohl sehr bald die Katla unter dem Mýrdalsjökull-Gletscher ausbrechen. Bis Mitte Juni 2008 häuften sich zahlreiche kleine und auch ein paar große Erdbeben mit einer Stärke von bis zu 6,2 auf der Richter-Skala. “Der Berg macht ganz schön dicke Backen”, ruft mir ein Pilot entgegen, der gerade erst von einem Erkundungsflug wiederkam. Asche, Bomben und Lapilli sind nur das eine Problem. Vik wäre vielmehr durch einen unberechenbaren Gletscherlauf bedroht, sprich unvorstellbare glaziale Wassermengen, die durch das plötzliche Abschmelzen des Eises entstehen. Aber dazu später mehr…
Wir werden unweigerlich Zeuge dieser Machtdemonstration der Erde werden. In der Brust eines Isländers allerdings schlagen dann immer zwei Herzen. Eines der Ehrfurcht, und Eines, dass die Entstehung von Neuem, die Teilhabe an immerwährender Schöpfung tief bewundert.
Meine Reise führte mich von Reykjavik zunächst in den
Nordosten (91 Fotos) des Landes. Sie begann mit einem romantischen Sonnenaufgang am wunderschönen Goðafoss und machte dann in Húsavík Station, zum Whale Watching. Dort angekommen, ist das kleine Fischerstädtchen der perfekte Ausgangsort um sich die nördlich gelegenen artenreichen Vogelschutzgebiete anzuschauen, sich vom Sprühregen des kraftvollen Dettifoss durchnässen zu lassen und um den Besuch des Nordostens mit den Eindrücken der Kraft der Erde in der weitläufigen Krafla Vulkanregion ausklingen zu lassen.
Die entlegenen
Westfjorde (108 Fotos) sind der Austragungsort spektakulärster Lichtstimmungen. Enge Straßen auf hohen Felsen und Wanderrouten durch unberührte Natur gehören genauso zum Repertoire der Westfjorde wie Myriaden von Seevögeln, die in den Klippen der Halbinsel Látrabjarg ihr Zuhause haben. Neben den Westmännerinseln hat man hier die Chance mit knuffigen kleinen Papageitauchern auf Tuchfühlung gehen zu können und sich von Windstärke 10 so richtig durchmassieren zu lassen.
Das Island neben aller Natur auch ein klein wenig urban sein kann, beweist die Region um Reykjavik. Doch trotz der kleinen Rush Hour vergisst auch dieser Landstrich nie seine ländlichen Wurzeln.
Der Süden als auch der Südwesten (62 Fotos) sind spürbar touristischer, denn hier findet man das weltbekannte Naturschauspiel des Namensgebers aller Geysire. Gleich in der Nachbarschaft stürzt sich der Gullfoss in die Tiefe und das erste Parlament Þingvellir ist auch nicht mehr weit. Weiter südlich fösselt es dann wieder wenn der Seljalands- als auch der Skogafoss die Wassermassen nach unten stürzen lassen. Der krönende Abschluss ist ein Besuch der Bláa Lónið, wo man seine Lebensenergie von der Kraft aus dem Erdinneren auffrischen lassen kann.
Ostwärts von Vik erfährt die Landschaft im
Südosten Islands (68 Fotos) eine gewaltige abrupte Veränderung. Die endlos erscheinenden Sander, Priele und Abflussrinnen der Gletscher dominieren das Landschaftsbild, während sich am Horizont eisbedeckte Gipfel aneinander reihen. Kurz vor Islands meistbesuchter Attraktion, dem Spielplatz der Eisberge Jökulsárlón, liegt zu Füssen der Gletscherzungen das Naturkleinod Skaftafell; die Heimat des Svartifoss.