Zeugen eines Weltreichs – Persepolis & Naqsch-e Rostam

Das Persische Reich war eines der größten Weltreiche der Antike. Die Ruinen der ehemaligen Hauptstadt Persepolis und die Gräberstätte Naqsch-e Rostam erzählen von dieser Zeit weit vor Beginn unseres Kalenders. Das Reich vereinte über 200 Jahre lang das Gebiet von Nordafrika bis zum Indus und involvierte den Kaukasus als auch die Steppen Kasachstans. Selbst Teile des Balkans gehörten einst zu jenem Imperium, das der Makedonier Alexander der Große schließlich eroberte.

„333, bei Issos Keilerei“

Wer kennt sie nicht, jene legendäre Eselsbrücke, die das sehr frühe direkte und vor allem entscheidende Aufeinandertreffen der Truppen Europas und Vorderasiens symbolisiert. Ja, Alexander der Große, und damit im weiteren Sinne die Griechen waren lange vor den Touris im Iran… Die Rede ist von Persepolis (پرسپولیس), das, wenn man die Einheimischen danach fragt, nur große Augen und Grübeln verursacht, denn den Iranern ist jener Ort nur unter Tacht-e Dschamschid bekannt. Der Name Persepolis hingegen entstammt wiederum dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Stadt der Perser“.

Das einstige Weltreich um Dareios, Xerxes & Co. schwang in seinem über 200-jährigen Bestehen häufig die Keule. Es kam zu epischen Auseinandersetzungen wie der Schlacht an den Thermopylen oder aber bei Marathon. Und auch wenn nicht immer gewonnen wurde, so maß das altpersische Reich zu seiner Blüte um 500-400 vor Christus satte 6,5 Millionen km² und war Heimat von circa 42 Millionen Menschen; was es deutlich größer als z.B. das Byzantinische Reich oder aber osmanische Reich macht (siehe) und sogar das sagenumwobene alte Ägypten der Pharaonen gehörte einst zum Reich der Perser.

Betritt man Persepolis wird einem schnell klar, so wirklich viel ist weder vom persischen Reich, noch von seiner einstigen Hauptstadt erhalten. Die damals zweitwichtigste Stadt Susa ist sogar nur noch eine Ansammlung kleiner Sandhaufen. Ähnlich verhält es sich mit geschichtlichen Überlieferungen, die nur von fremden Quellen leben, sprich von Schriften und Völkern, die die Perser meistens als Feinde wahrnahmen, so zum Beispiel die Überlieferungen des Herodot.

Persepolis, eine über 200-jährige Geschichte

Original persische Inschriften wiederum sind rar gesät und leider, was das große Ganze anbelangt, oft selektiv, zu subjektiv und damit per se lückenhaft. Fehlende Originalquellen sind aber auch nichts Ungewöhnliches. Man möge sich nur daran erinnern, dass wir europäischen selbsternannten Vorzeige-Christen ohne den Wissenstransfer des umayyadischen Kalifats und Al Andaluz von wichtigen christlichen Überlieferungen, Zusammenhängen und damit Personen nicht den geringsten Schimmer hätten.

Am besten besucht man Persepolis am Nachmittag, wenige Stunden vor Sonnenuntergang. Zum einen kredenzt unser Zentralgestirn dann ein herrliches Streiflicht und zum anderen ist es touristisch gesehen deutlich ruhiger, da die meisten Besucher am Vormittag kommen. Heißt für uns Fotografen Ruinen mit herausgekitzelten Sandfarben und deutlich weniger Humansilhouetten im Bildmaterial zu haben ;-)

Wichtig für Fotografen: Um möglichem Diebstahl von Historischem zu begegnen, sind auf dem Gelände keinerlei Taschen zugelassen. So auch keine Fotorucksäcke, also seid vorbereitet! Und der Typ von der Gepäckaufbewahrung macht überpünktlich Feierabend; was man berücksichtigen sollte, wenn man sein Zeug zurückhaben möchte.

Nur 6 Kilometer Luftlinie von den Ruinen Persepolis entfernt liegen die Felsgräber und Inschriften von Naqsch-e Rostam. Wie lückenhaft die eigene persische Geschichtsschreibung ist, offenbart dieser Name, denn die in den Felsen gehauenen Bilder wurden generell dem Nationalhelden Rostam und nicht den damaligen achämenidischen Großkönigen und deren Reich zugeordnet. Der Grabfelsen hat drei kreuzförmige Hauptkammern, in denen sich jeweils ein Sarkophag befindet.

Dareios I. war auch der Erste in Sachen Felsengrab. Andere Könige wie Xerxes I., Artaxerxes I. und Dareios II. folgten ihm nicht nur bezüglich Bestattungsart und -weise, sondern auch am mehr oder weniger gleichen Ort, dem Felsen von Naqsch-e Rostam. Einzig Artaxerxes II und III. tanzten, was Felsengräber angeht, aus der Reihe und wurden oberhalb, in unmittelbarer Nähe der Persepolis bestattet. Ideal für Faule, die den Weg nach Naqsch-e Rostam scheuen und sich nicht bewegen wollen.

Xerxes über alle(s)

Über derart geschichtsträchtigen, gut 2500 Jahre vom Menschen besiedelten Boden zu laufen, durch das sagenumwobene Tor aller Länder des ersten Propylons zu schreiten, ist schon etwas sehr Besonderes. Am intensivsten wurde Persepolis übrigens von seinem zehnten Regenten Xerxes I. geprägt, der nicht nur persischer Großkönig sondern auch ein ägyptischer Pharao war. Geschichtlich dünn besohlten Menschen dürfte dieser Charakter zumindest namentlich aus dem Film 300 bekannt sein.

Auf Xerxes – dessen Name übrigens „herrschend über Helden“ bedeutet – gehen zwei der insgesamt fünf Paläste zurück, deren Ausmaße ihren von Dareios I. errichteten Vorgänger ganz klar links liegen ließen. Und dass Xerxes ein ganz Spezieller, vielleicht sogar ein früher Klaus Kinski war, verdeutlich die von ihm angeordnete Auspeitschung des Meers, nachdem ein Brückenschlag über die Dardanellen missglückte…

Sein Feldzug führte das damals episch anmutende Vielvölkerheer von ca. 100.000 Mann gen Westen, und damit gen Griechenland. Seine kämpfende Truppe wird zwar „nur“ auf 30-40% geschätzt, dennoch hatte Leonidas – um auf den Film 300 zurückzukommen – damit alle Hände voll zu tun ;-) Die Seeschlacht von Salamis war die erste große Zäsur in der Geschichte des Perser-Reichs, welches im Jahr 330 vor Christus von Alexander dem Großen erobert wurde. Womit der Ball fortan im Spielfeld der Griechen lag und Athen erstarkte.

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