Leopard – Tausende Kilometer langer Buschtrip durch Afrika

Die subjektiven Eindrücke einer mehr als 6000 Kilometer messenden Reise durch den afrikanischen Busch, auf der Suche nach fotografisch besonderen Momenten mit den wilden Tieren des südlichen Afrikas, im Okavango Delta und endlich habe ich fotografisch meinen Leopard.

Festgefahren, nach hundert Metern…

Kacke… Schon wieder sitzt die Karre auf einem kleinen Hügel weichen Sands fest. Wieder heißt es schippen um den Nissan NP200 frei zu kriegen. Und jene Kacke wird mir dabei helfen, genauer gesagt getrockneter Elefantendung. Er ist eine perfekte Anfahrhilfe, wenn man ihn unter die Räder packt. Das ändert aber nichts an der Fehlkonzeption meines von Britz Maui gemieteten Jeeps. Radstand wie Kraft und Ausrüstung sind ein Witz. Doch der Reihe nach. Die Reise mit diesem Vehikel wird mich fast 6.300 Kilometer durchs südliche Afrika führen. Startpunkt ist, wie so häufig, Johannesburg. Weiter geht’s dann in den Marakele Nationalpark, welcher auf halbem Weg zur botswanischen Grenze liegt.

Die Einreise nach Botswana über den Grenzübergang Groblersbrug hat sich bereits bewährt. Der Übergang ist klein und die Abfertigung ruhig und schnell. Sprich man kommt ohne großes Federlesen weiter nach Palapye, bzw. zum Khama Rhino Sanctuary kurz (nördlich) hinter Serowe. Ich mag das Khama und war bereits 2015 dort. Die unter Baobab-Bäumen gelegenen Campsites sind klasse, preiswert und eigentlich ist Khama ein Garant Nashörner zu Gesicht zu bekommen. Pustekuchen… Es huschen nur ein paar Elands und andere Antilopen über die Serwe Salzpfanne.

Also geht die Reise wie geplant weiter, nach Norden. Das große Ziel Okavango Delta vor Augen, düse ich entlang der großen Makgadikgadi Pan. Meine Fahrt wird von dutzenden, ins CGKR ziehenden Staub- und Sandteufeln begleitet. Entlang des Weges fälle ich die Entscheidung die Nxai Pan aufzusuchen. Auch diese Salzpfanne habe ich bereits 2015 bereist.

Es wird trocken und trockener

Ergo fahre ich entlang des Boteti River gen Norden und bleibe im weichen Sand stecken. Selbst geringster Reifendruck von knapp über 1 Bar reicht nicht, um diese Karre sicher durch den Sand zu bringen. Also muss in der Gluthitze geschippt und Elefantendung gesucht werden. Der Boteti River wirkt dürr, aber ersten Elefanten als auch Zebras gibt’s zu sehen. In der Nxai Pan führt wiederum nur ein Wasserloch das kühle Nass. Die Zeichen verdichten sich, dass die aktuelle Trockenzeit heftiger ist als normalerweise.

Die Sichtungen in der Nxai Pan sind überschaubar. Also geht’s – wie gesagt – weiter zum Delta, doch nicht ohne die Baines Baobabs besucht zu haben. In Maun angekommen, nächtige ich im Old Bridge Backpackers. Eigentlich mag ich diesen Ort sehr. Das Backpackers hat eine gute Küche, gute Bar und die Qualität der Anlagen passt. Und der Austausch mit anderen Reisenden ist auch immer angenehm.

Doch in der ersten Nacht werde ich beklaut. Wie der Dieb ins Zimmer gelangen konnte, weiß nur der Herrgott… Nun aber sind erstmal all meine Barmittel in Höhe von fast 500 Euro weg. Ärgerlich, denn für die Einreise nach Simbabwe benötigt man US Dollar, und zwingend in bar. Temporary Import Permit fürs Auto nebst Visa und ein wenig Schmiergeld, damit es schneller geht, verschlingen ca. 200 jener grünen Scheine. Also muss ich alles neu organisieren. Die Unimoni Filiale im Choppies von Maun leistet dabei großartige Hilfe zu sehr guten Umrechnungskursen.

Zeitgleich organisiere ich meinen Trip ins Okavango Delta selbst. Ja, selbst; denn ich will, dass mein Geld bei den richtigen ankommt. Ist man faul und bezahlt den Trip im Hotel, dann werden schnell 70 US$ pro Tag und Person aufgerufen. So aber bezahle ich beim Okavango Kopano Mokoro Community Trust lediglich 20 US$ für zwei Personen. Vorräte, Transport, Wasser muss man alles selbst organisieren. Alles was man bekommt ist ein Boot und einen Steuermann; aber das wäre bei den Hotel Trips nicht anders.

Allein organisiert ins Okavango Delta

In Matsaudi, auf der Straße nach Moremi, biege ich links ab ins Delta. Ab sofort ist Allrad angesagt. Ich hämmere durch den Busch, da mir sonst wieder die Karre verreckt oder stecken bleibt. Wie andere vor mir, ziehe auch ich eine übelste Staubfahne hinter mir her. Die gesamte Vegetation ist dadurch weiß eingepudert. Von Matsaudi bis zur Poler Station sind es dann nochmal gute 20 Kilometer und fast 1 Stunde Fahrt.

Die Poler haben für die Day Trips feste Routen und Terrains. Etwas wirklich Individuelles bekommt man nicht geboten. Auf dem obligatorischen Game Walk zeigt sich dann schnell, dass auch im Süden des Deltas sehr viel Wasser fehlt. Die Triebe der jungen Papyrus-Pflanzen gucken bereits aus dem Feuer versengten Boden. Normalerweise stehen sie dann aber schon im Wasser. Und auch die Fahrt im Mokoro lässt mich die Stirn runzeln. Zwar sehe ich ein paar Wildtiere, im Großen und Ganzen aber gehört dieser Teil des Deltas den Kühen. Und Kühe bedeuten Landnahme durch den Menschen. Aber das war mir 2015 bereits aufgefallen.

In Maun mache ich schnell noch zwei weitere Übernachtungen klar. Im Moremi National Park soll es ins Xakanaxa Camp und im Chobe nach Ihaha gehen. Nach Xakanaxa nehme ich die ausführliche Route, um alles anschauen zu können. Eigentlich will ich dort oben ne Tour mit dem Boot machen, die Stunde kostet aber 60 US Dollar. Man sollte 2 Stunden unterwegs sein sollte um sich die Xakanaxa Lagune in Ruhe anschauen zu können. Glücklicherweise treffe ich zwei Berliner, mit denen ich den Fahrpreis teile. Eine erste Sichtung ist der sehr seltene Schopfadler. Und dann kommt der Moment, wo ich endlich mein Leoparden-Foto ergattere. Großkatze, Landschaft, Morgensonne. Es passt alles! Genauso wie damals 2015, in der Kalahari, als ich mein Geparden-Foto davontragen durfte.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Der Weg nach Savuti ist meeeegaaaa sandig… Alle paar Meter kämpfe ich, dass die Karre nicht verreckt. Anstrengend! Ich realisiere schnell, dass ich es nicht nach Ihana schaffen werde, nicht mal ansatzweise. Ich organisiere alles um. Das Savuti Rest Camp ist voll ausgebucht, aber zwei Südafrikaner zögern keinen Moment ihre Campsite mit mir zu teilen. In der Nacht kloppen sich Elefanten und Löwen lautstark am ca. 500 Meter entfernten Wasserloch um die Vorherrschaft. Die Prügelei lässt Luft und Boden vibrieren, als fände der Kampf keine 500 Zentimeter weit statt.

Ich setze den Weg fort, nach Kasane. Chobe River und den gleichnamigen National Park besuchte ich ebenfalls vier Jahr zuvor. Dieses Mal bin ich nicht von Elefanten behelligt worden. Dafür bekam ich eine große Herde von Büffeln mit ihren Kälbern zu sehen. Absolutes Highlight aber waren Elefanten, die mit ihren Jungtieren den Fluss querten, um auf den Inseln grasen zu können. Aber: Es waren unglaublich viele Boote unterwegs, mindestens 30 an der Zahl. Schon beängstigend, welch touristische Industrie hier mittlerweile entstanden ist.

Es geht rüber nach Simbabwe. Großes Ziel ist es Freunde aus Südafrika in Mosambik zu treffen. Vorher stoppe ich natürlich an den Viktoriafällen, welche ich ebenfalls 2015 besuchte. Doch auch hier ist alles anders. Mugabe ist weg, die alten Probleme wieder da. Versorgung mit Sprit sowie Bargeld ist ein großes Thema und auch die Inflationsrate hat wieder ein paar Nullen mehr. Was die Teuerung an Prozenten zu viel hat, hat der Sambesi an Wasser zu wenig. Selbst für eine Trockenzeit ist das spärlich. Die komplette Felswand der Rainbow Falls ist H2O-frei und furztrocken.

Mit 200 Litern Sprit durch Simbabwe

Aufgrund der Versorgungsprobleme (1 Liter Diesel kostet bis zu 7 US$) tanke ich noch in Botswana alles was zu betanken geht. So auch 2 eigens gekaufte Kanister. Mit diesem fahrenden Tanklager geht’s jetzt auf die fast 1.600 Kilometer lange Reise nach Mosambik. Auf dem Weg nach Mutare übernachte ich in Masvingo. Simbabwes Campsites sind unterirdisch. Sie scheinen zuletzt in den 60er Jahren so etwas wie eine Wartung/Reinigung erhalten zu haben.

Nachdem ich mich morgens mit den lokalen Affen um mein Frühstück prügeln durfte, „prügel“ ich mich wenige Stunden später erneut mit den korrupten simbabwischen Grenzschützern. Alle haben merkwürdigerweise am gleichen Tag Geburtstag und wollen ein Geschenk… Auf der mosambikanischen Seite geht dieser Spaß weiter. Das Leben mosambikanischer Polizisten findet ohnehin meist zwischen Straßenrand und dem örtlichen Bierausschank statt. Da heißt es verdammt viel Kleingeld dabei zu haben, aber irgendwann schwenke ich um, auf Bier. Wozu also den Umweg übers Geld gehen, wenn man ohnehin abgezockt wird? ;-)

In Inhasorro angekommen, gucken Alan & Michelle schon um die Ecke. Wir verbringen mehrere Tage in der Cashew Bay Lodge. Fahren mit dem Boot raus zu den Inseln, merken aber auch schnell, dass sich das Wetter merklich eintrübt. Meine Südafrikaner haben ihr Boot wohl umsonst 1.400 Kilometer durchs südliche Afrika gezottelt. Gemeinsam fahren wir durch die Schlechtwetterfront gen Süden, erst zur Coconut Bay, dann nach Maputo. Letztere ist Hauptstadt von Mosambik und brodelt förmlich. Man sieht, dass in dieser Stadt sehr viel Geld zuhause ist. Und so wird diese Skyline von der jüngst eröffneten, größten Hängebrücke der südlichen Hemisphäre gekrönt.

Grande Finale in Pilanesberg

Es geht wieder zurück nach Südafrika. Ein letztes Mal zieht mir Mosambik beim Passieren der Grenze die Moneten aus der Tasche. Über den komplett ausgebuchten Kruger National Park geht’s über die Three Rondavels nach Nelspruit. Von dort nehme ich meine letzte Etappe, den Pilanesberg National Park, in Angriff. Den Pilanesberg National Park wollte ich schon immer mal ansteuern, der afrikanischen Wildhunde wegen. Wildhunde hat dieses Mal zwar leider wieder nicht gegeben, dafür aber gab’s Begegnungen mit sowohl Breit- als auch sehr viel selteneren Spitzmaulnashörnern. Auch Löwen, Kuhantilopen (Red Hartebeest), Giraffen und natürlich auch Elefanten kriege ich zu Gesicht. Dieser kleine aber feine, und vor allem landschaftlich sehr schöne Park im Nordwesten Johannesburgs hat viel zu bieten und ist alles andere als teuer. Weshalb ich wiederkommen werde, um auf meiner sechsten Afrika-Reise endlich mein Wildhund-Foto davontragen zu können.

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