Rabatz bei Rabaul – Der Hexenkessel des Tavurvur

Folgt man der North Coast Road statt gen Nordosten (Richtung Tavui) nach Südwesten, erreicht man die Ataliklikun Bay an deren Küstenstreifen sich eine Hand voll Bungalows herrlich in die Landschaft einschmiegen. Hier hat das Team von Kabaira Dive seine Zelte aufgeschlagen und entführt Tauchbegeisterte in die submarinen Farbwelten rund um East New Britain. Kabaira kennt diese Gegend wie seine Westentasche und auch wenn nicht Scuba, so konnte ich nur mit dem Schnorchel bewaffnet eine fantastische Unterwasserwelt entdecken die bereits wenige Zentimeter und der kristallklaren türkisfarbenen Wasseroberfläche beginnt. Keine Koralle ist beschädigt, alles ist ein absolut hervorragendem Zustand, das Wasser allerdings ist derart salzig, das man fast kotzen muss.

Es geht hinaus nach Urara Island, wo die Gerätetaucher und ich zum Schnorcheln abgesetzt werden. Während das Boot übers Wasser schießt, ergreifen fliegende Fische massenweise die Flucht und entschweben der Gefahr im Gleitflug knapp über der Meeresoberfläche. In der Ferne springen riesige Rochen aus dem Wasser. Während sich Delfine zum Boot gesellen und auf der Bugwelle reiten, steigt die Vorfreude ins Unermessliche und bereits der erste Tauchgang am von den wunderschönsten Korallen besiedelten Riff nördlich Uraras gerät zum unvergesslichen Abenteuer. Später, beim zweiten Tauchgang, geht es zum etwas südlicher gelegenen aber in genau der gleichen spektakulären Liga spielenden Lighthouse Riff.

Ein weiteres Highlight ist das Wildlife Refugium von Oisca, wo man seltene Kasuare (ein Laufvogel) füttern und das mittlerweile noch seltenere Kuskus von Angesicht zu Angesicht bestaunen kann. Oisca ist eigentlich ein Farmprojekt das den Bewohnern Neubritanniens das nachhaltige Landwirtschaften beibringen soll, denn die Seltenheit von Tieren wie dem Kuskus ist leider dem menschlichen Verzehr zuzuschreiben.

Rund um Kokopo gibt es zwar die bessere Infrastruktur, die Orte die man sich unbedingt angucken sollte liegen aber alle weit entfernt von der neuen Provinzhauptstadt und sind von Rabaul aus wesentlich besser zu erreichen. Auch wenn der Vulkan die Stadt teilweise mit Asche überschüttet, so ist Rabaul der wesentlich charismatischere Ort. An Plätzen wie dem Hamamas, dem Rabaul Hotel geführt von der australischen Auswanderin Miss Suzie wird der Zwiespalt zwischen menschlichem Dasein und vulkanischer Aktivität hautnah spürbar. Obendrein gibt es dort das mit Abstand beste Essen der Region, denn die Inselwelt Neuguineas hat trotz der Nähe zum Meer überraschenderweise keine eigenständige Küche bzw. Seafood im Überfluss.

Der Aufenthalt in Papua-Neuguinea ist in den letzten Jahren teuer geworden und besonders auf den Inseln spürt man den inflationsverursachten Griff ins Portemonaie. Der Grund ist die massive Verteuerung von Energie (namentlich Strom erzeugt aus Diesel), die natürlich in allen Lebenszweigen sowohl direkt als auch indirekt eine große Rolle spielt. So schoss z.B. der Preis für lokal angebaute Früchte wie Ananas, Kokosnüssen oder Papaya von unter 1 Kina auf satte 4-5 Kina um den Lebensstandard halten zu können.

Und das ist nur ein Beispiel. Die Bevölkerung leidet enorm unter jener Preistreiberei, die letzten Endes auch durch den in PNG herrschenden hohen Korruptionsgrad hervorgerufen wird. Vielleicht sind daher so ziemlich alle Läden in fest chinesischer Hand, weil nur der „große Bruder“ aus China in der Lage ist preiswerter zu agieren. „The Chinese are everywhere!“ ist folglich auch einer jener leicht anklagenden Sätze, die man häufig und ohne danach zu fragen von vielen Einwohnern East New Britains zu hören bekommt. Anklagend nicht der Chinesen, sondern des Unvermögens wegen sich nicht mehr autark versorgen zu können.

Alle vulkanisch und seismisch relevanten Angaben sowie Schaubilder entstammen dem Rabaul Volcano Workshop Report von 2009, zur Verfügung gestellt von Wally Johnson (ANU) und Ima Itikarai (RVO). Jungs, es war ein Hochgenuss diesen weltweit einmaligen Ort mit Euch teilen, Eure Gegenwart und Konversationen genießen und massiv dazulernen zu dürfen. Alles Gute vom anderen Ende der Welt und viel Glück auf Euren Wegen!

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