Im Auge des Drachen – Die Warane von Komodo

Mitten im Inselreich von Indonesien hat eine urzeitliche Echsenart überlebt, die alle anderen Artgenossen buchstäblich in den Schatten stellt: der riesige Komodowaran. Das zurecht auch Komododrache genannte Tier, kann bis zu 3 Meter lang und 70kg schwer werden. Auf der Insel Rinca ist es am einfachsten die Tiere beobachten zu können, und ich durfte sogar die Drohne einsetzen.

Eine Seefahrt die ist lustig…

Richtig, nicht auf der namensverwandten Insel Komodo sondern auf Rinca (gesprochen Rintcha) sind die Chance die Tiere sichten zu können am höchsten. Und genau dort geht die Reise hin. Bereits vor 10 Jahre war ich auf West-Flores, als ich von den farbigen Kraterseen des Vulkans Kelimutu zurückkehrte und über Labuan Bajo weiterflog. Heute erinnert das neu errichtete Glas-Stahl-Terminalgebäude so gar nicht mehr an den ehemaligen Dorfflugplatz von 2009. Die große Komodowaran Statue hingegen ist geblieben.

Damals musste ich zum Kauf eines Flugtickets in den Ort, zum Büro der Airline Merpati. Heute geht das alles bequem per App, vom Handy aus. Damals fiel mir der wunderschöne Hafen mit seiner Armee an Fischerboten auf. Auch heute noch ist Labuan Bajo primär ein Hafen, dessen Antlitz sich aber gewaltig verändert hat. Nach wie vor ist er aber die primäre Anlaufstelle für Fahrten zu den küstennahen Inseln Komodo und Rinca.

Ich fasse 2-3 in gutem Zustand befindliche Boote ins Auge. Verhandle mit der Crew und dann setzen wir nach kurzem Fassen von Proviants auch schon die Segel. Wichtig sind Schwimmwesten! Die Strömungen zwischen den Inseln sind tückisch und es gibt nicht wenig Unfälle, bei denen Taucher und Schwimmer in die Tiefe gerissen wurden. Das kabbelige Wasser gibt Auskunft darüber. Ich möchte 4 Tage unterwegs sein. Die Insel Rinca und die Komodowarane besuchen sowie den Sonnenauf- als auch -untergang auf der Insel Padar mitnehmen.

Auf Tuchfühlung mit der Urzeit

Wir erreichen Rinca, genauer gesagt die Anlegestelle von Loh Buaya, am späten Nachmittag. Ich gehe erstmal in Richtung Büro der Ranger um für die nächsten 2 Tage im Voraus alles klar zu machen. Wenn überhaupt, dann sind die Tiere nur morgens aktiv. Und da die Sonne tagsüber brütet, will ich morgens keine Zeit verlieren. Der Nationalpark auf der Insel Rinca bietet unterschiedliche Wanderwege an. Sich außerhalb und abseits dieser Wege aufzuhalten ist verboten und auch nicht möglich, da man nur mit einem Ranger an der Seite unterwegs sein darf.

Auf dem Weg zum Dorf – die Dorfbewohner sind (interessanterweise) allesamt Ranger – sehe ich bereits den ersten Komodowaran, der unter dem Fenster der Küche auf Abfälle wartet. Dumm sind die Viecher also nicht… Gebissen werden möchte man definitiv nicht, denn neben sehr spitzen und scharfen Zähnen ist das Tier vor allem für seinen toxischen Speichel bekannt. Die Jagdstrategie besteht darin Desinteresse vorzutäuschen und das Opfer in Schlagdistanz kommen zu lassen. Ist das Opfer erstmal gebissen, geht es am giftigen Speichelcocktail zugrunde. Der Komodowaran hat also alle Zeit der Welt sein Opfer zu verfolgen.

Unterwegs begegnen wir den hauptsächlichen Beutetieren des Komodowarans, sprich großen Kreaturen wie Wasserbüffeln oder aber Hirschen. Ab und an steht aber auch ein Affe auf der Speisekarte, wenn dieser zu unvorsichtig war. Der Waran mag desinteressiert wirken, kann bei einem Opfer in Schlagdistanz aber blitzschnell alle Kräfte mobilisieren.

Die Wahrnehmung der Komodowarane erfolgt in erster Linie über den auf der Zunge beheimateten Geruchssinn. Das Gelände, die Umgebung wird also buchstäblich züngelnd errochen. Augen hat das Tier natürlich auch. Was aber wenig bis gar keine Rolle spielt sind die Ohren. Zumindest nach menschlicher Definition, denn der (erlaubte!) Einsatz meiner Drohne focht die Tiere nicht einmal ansatzweise an. Der Komodowaran ist sehr gut getarnt und im Gelände daher schwer zu entdecken.

Beobachtung aus der Luft

In den Abend- bzw. Morgenstunden wagten sich jeweils ein Jungtier als auch ein ausgewachsener Drache aus dem Dickicht. Dies rief die Drohne auf den Plan. Dabei sind gute Fotoresultate eher von guten Flugfertigkeiten denn von Fotografierfähigkeiten abhängig. So richtig Leben kommt in die Bude der Warane nur zur Paarungszeit, wenn die großen Männchen um die Gunst der Weibchen buhlen. Tja, und da keine Paarungszeit ist, liegen die Tiere regungslos wie Steine in der Gegend rum. Das reicht zwar für ein paar passable Tierportraits, ist aber aus fotografischer Sicht ein wenig langweilig, da die Tiere kein Verhalten zeigen.

Also konzentriere ich mich auf die Arbeit mit der Drohne bevor es im weiteren Verlauf per Boot zur Insel Padar geht. Zuvor mussten wir noch den nächtlichen „Angriff“ einer Affenbande abwehren. Die Biester wissen natürlich, dass es auf den Booten viel Leckeres und Interessantes zu erbeuten gibt. Also schleichen sie sich über den Steg aufs Wassergefährt. Unsererseits glücklicherweise bemerkt, denn sonst wäre alles, buchstäblich wirklich alles was rumliegt ein potenzielles Affenopfer.

Dass nicht wenige Komodowarane inmitten eines lokalen Dorfs leben, ist sehr interessant. Offenbar haben die Tiere offenbar eine konstante Futterquelle ausgemacht, bleiben deswegen und auch für die Dorfbewohner mag es durchaus interessant sein des nachts inmitten der Warane gen Toilette zu wandeln… Ich für meinen Teil bin besucherseitig eher der Exot, weil ich länger bleibe als nur 1-2 Stunden. Die Einladung zum abendlichen Bier, nehme ich daher gern an, auch weil man ein wenig dem Ranger-Alltag auf den Zahn fühlen kann.

Nach Rinca erreichen wir nach halbtägiger Fahrt die Insel Padar, von dessen südlichem Berg man herrlich den Sonnenuntergang genießen kann. Der Ort ist fest in touristische Abläufe eingebunden, allein ist man dort also nicht. Dennoch bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf die unzähligen Buchten, Stränge, zerfransten Inseln und die Insel Komodo. Ein schöner Abschluss, denn am nächsten Tag geht es wieder gen Labuan Bajo, zurück zum Flughafen und damit in die Zivilisation.

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